Marcus Stegmaier, M.A.

Veröffentlicht auf www.nevernothere.com

USA

05.05.2010

 

 

Die Kraft des Verständnisses

 

Das erleuchtete Wesen ist frei von Sorgen, Furcht und Leiden. Der Grund? Ein Verständnis ist geschehen, dass der Verstand, Individuen, Handlungen und Zeit illusionär sind. Daher versteht er/sie, dass nichts in dieser Welt aus Gedanken vom Verstand geformt, verändert oder kontrolliert werden kann. Der Verstand ist lediglich ein Spiegel zur Reflexion einer Illusion der Welt und zwar in Form von Ton, der als Worte mit Bedeutungen erscheint. Alles, Raum und Zeit, Handlungen und Individuen gibt es nur im Verstand und zwar lediglich als eine auditive Illusion aus Ton. Es gibt außerhalb des Verstandes keine Welt.

 

Im Falle des erleuchteten Wesens hat sich das Ego, welches jeden Gedanken für real hält, spontan zum Beobachter höher entwickelt, welcher alle Gedanken als illusionär wahrnimmt, einfach nur als eine Manifestation aus Ton.

 

Allerdings ist dieses Verständnis alles andere als ein abgeklärter oder gar kraftloser Zustand! Es ist der kraftvollste Zustand, den man sich je vorstellen könnte. Wenn jemand in die Nähe eines erleuchteten Wesen kommt, wird dessen Vertrauen ins Leben auf denjenigen abfärben, der in der glücklichen Lage ist, nicht an den eigenen Überzeugungen des Verstandes festzuhalten. Das Ego hält sich für jeden Gedanken, für jedes Wort und für jede Handlung verantwortlich und betrachtet sie als real. Andererseits bedeutet “illusionär“ nicht, dass es nicht existiert, es existiert, doch nicht auf die Art und Weise wie der Verstand glaubt.

 

Das Vertrauen ins Leben, welches vom erleuchteten Wesen repräsentiert wird, wirkt auf diejenigen ansteckend, die dafür zugänglich sind. Dies ist eine unvorstellbare Kraft! Doch wenn es da ein „Ich“ gibt, welches sich selbst für den Anführer dieser Kraft hält und sich für „erleuchtet“ hält, dann unterliegt dieses „Ich“ einer Täuschung, denn dann wären da Zwei und nicht Eins ohne ein Zweites (was die Bedeutung von „Advaita“ ist). Das erleuchtete Wesen nutzt diese Kraft nicht, er/sie IST diese KRAFT selbst (wie alles und jeder sonst auch, aber das erleuchtete Wesen ist sich dessen gewahr). Es gibt keinen Platz, an dem ein „Ich“ existieren könnte, das Ego - so geschah es einfach - hat sich vollkommen dieser Kraft ergeben, die das Leben ist.

 

Für diejenigen, die sich im Umfeld des erleuchteten Wesens befinden, ist es dennoch unabdingbar, dass ein Verständnis des Verstandes geschieht, indem jeder Aspekt des täglichen Lebens genau erforscht wird, sonst benutzt das Ego die Worte der Weisheit als einen Schutzschirm, um das Leben zu vermeiden, so illusionär dies auch sein mag. Natürlich ist dies eine Falle, doch niemand kann etwas dagegen tun, wenn es geschieht, dass jemand in die Falle geht. Allerdings ist es viel wahrscheinlicher, dass in der Gegenwart eines erleuchteten Wesens ein Verständnis geschieht, denn er/sie wird niemanden einfach mit neuen Glaubenssätzen gehen lassen, die „Advaita“ zu einer Religion zur Vermeidung des Lebens machen.

 

Das Verständnis, dass der Verstand, Individuen, Handlungen und Zeit illusionär sind, macht Mitgefühl erst möglich, so illusionär es auch sein mag. Das erleuchtete Wesen verurteilt nichts und hat nichts für sich selbst zu verteidigen - daher besitzt es die Freiheit, mitfühlend auf das Leben zu antworten anstatt auf die konditionierten Vorstellungen des Verstandes zu reagieren. Früher reagierte das Ego dauernd auf seine konditionierten Überzeugungen - nun beobachtet der Beobachter wie das Leben auf das Leben antwortet. In beiden Fällen kann nichts dafür oder dagegen unternommen werden, so fließt das Leben. Dem illusionären Ego vorzutäuschen, dass das Leben geformt, verändert oder kontrolliert werden könne, ist Ausdruck der unglaublichen Intelligenz des Lebens, die unvorstellbar ist.

 

Das Leben ist Liebe und das erleuchtete Wesen ist „Liebe in Aktion“, so illusionär es auch sein mag. Doch wenn das Ego lediglich auf seine eigenen Überzeugungen hört, während es sich in der Gegenwart des erleuchteten Wesens aufhält, wird das Ego sogar noch mehr in die Irre geleitet. Nur wenn der Verstand beginnt, sich selbst zu erforschen und zu untersuchen, ob Gedanken real oder illusionär sind, kann ein Sich-Öffnen geschehen. Dann beginnt der Mensch dem Leben zu vertrauen, anstatt in seinem Verstand gefangen zu sein. Dann beginnt der Mensch das Leben zu leben, denn er hat verstanden, dass der Mensch, wie alles andere auch, das Leben selbst ist und nicht davon getrennt.

 

Versäume die Gelegenheit nicht, ein lebendes erleuchtetes Wesen zu treffen, so illusionär es auch sein mag. Nur das Illusionäre kann man genießen, nicht das Reale!

 

© Copyright 2010 Marcus Stegmaier

 

 

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