„Gedankenfreier Zustand“ Abwesenheit von Gedanken

 

Marcus Stegmaier, M.A.

Germany

24th August 2014

 

 

„Gedankenfreier Zustand“

Abwesenheit von Gedanken

 

 

Mann und Frau werden manchmal im täglichen Leben von Gedanken gestört. Doch Mann und Frau scheinen glücklich zu sein, wenn Gedanken abwesend sind oder Gedanken positive Gefühle bezeichnen. Es gibt viele Gedanken, die den Menschen stören, wie zum Beispiel Wut, Angst, Eifersucht, Neid und viele mehr. Andere dagegen, wie beispielsweise Freude, Friede und Genuss, heißt der Mensch willkommen. Angenehme oder unangenehme Gedanken sind dem Menschen als Gefühle bekannt. Diese Gedanken, so glaubt der Mensch, sind real und er möchte die negativen Gedanken und Gefühle durch psychologische Mittel vermeiden oder loswerden oder er möchte durch spirituelle Methoden gedankenfrei werden, um glücklich zu sein. Doch wenn der Mensch nicht der Handelnde und nicht der Denkende ist, wie die Erleuchteten vor Urzeiten verkündeten, wie kann der Mensch dann jemals gedankenfrei werden oder auf ewig positiv denken, um glücklich zu sein?

 

Sowohl der spirituelle als auch der psychologische Markt bietet eine Menge Methoden, um unangenehme Gedanken loszuwerden und um gedankenfrei zu werden. Das Ziel von Meditation, spirituellen und psychologischen Methoden ist, einen Zustand von „Gedankenfreiheit“ zu erlangen, um glücklich zu sein, denn die Abwesenheit von Gedanken, besonders von Gefühlen, die als negativ gelten, wird für Glück gehalten. Die Abwesenheit ist jedoch relative und nicht absolute Wahrheit. Während des Wachzustandes, wenn der Mensch keine Gedanken hat, ist er nicht unglücklich, was für Glück gehalten wird, doch absolutes Verständnis offenbart, dass der Zustand von Frieden und Glück, wenn Gedanken abwesend sind, nicht dauerhaft ist, denn er ist abhängig von der Abwesenheit von Gedanken und Gefühlen und es ist eine Tatsache des Lebens, dass die Abwesenheit von Gedanken und Gefühlen nicht dauerhaft ist. Daher ist das gefühlte Glück relativ und nicht absolut. Dementsprechend ist auch die Anwesenheit von positiven Gedanken und Gefühlen weder dauerhaft noch absolut.

 

Der Mensch hat Gedanken mit Unterbrechungen und nicht andauernd – spontan, unkontrollierbar und nicht vorhersagbar – während des Wachzustandes. Der Mensch hat nicht jeden Moment des Tages Gedanken; wäre dies so, würde er verrückt werden. Die zeitweilige Abwesenheit von Gedanken ist ein Schutz-Phänomen des Lebens für den Menschen, das ihm präzise widerfährt, wenn es bestimmt ist zu geschehen, während das Ego fälschlicherweise glaubt, dass es für die Abwesenheit verantwortlich ist. Eine Körperempfindung oder Sinneswahrnehmung ist non-verbal und geschieht instinktiv, so wie es Tieren geschieht und auch dem primitiven Menschen geschah. Im modernen Menschen überlagern Gedanken im „Jetzt“ des Verstandes von Zeit zu Zeit die instinktiven Empfindungen und Wahrnehmungen auf präzise Weise. Diese überlagernden Gedanken haben sich evolutionär im modernen Menschen zu realen Gefühlen höher entwickelt.

 

Der primitive Mensch und Tiere hatten keinerlei Schwierigkeiten mit instinktiven Empfindungen und Wahrnehmungen, sie lebten sie einfach instinktiv, sowohl die positiven als auch die negativen. Weil er noch nicht das Wissen von positiv und negativ besaß, gab es für den primitiven Menschen keinerlei Konflikt, was auch heute noch für die Tiere gilt. Doch der moderne Mensch mit seinem hoch entwickelten Verstand scheint in Schwierigkeiten zu sein wegen der Überlagerung der Instinkte durch Gedanken, die sich zu realen Gefühlen im „Jetzt“ des Verstandes entwickelten. Diese Überlagerung lässt ferner Dualität, positiv und negativ, real erscheinen. Die Aufmerksamkeit des Egos ist auf das von Gedanken erfüllte „Jetzt“ des Verstandes ausgerichtet, einem Pendel zwischen positiv und negativ, und sich nicht des gedankenfreien „Jetzt“ des Lebens bewusst. Die Aufmerksamkeit des Beobachters (höher entwickeltes Ego) ist auf das gedankenfreie „Jetzt“ des Lebens ausgerichtet und sich des illusionären, von Gedanken erfüllten „Jetzt“ des Verstandes bewusst. Die Aufmerksamkeit des Menschen verlagert sich vom Verstand auf das Leben, wenn ein Verständnis geschieht, was „Gedankenfreiheit“ in jeder Situation des täglichen Lebens wirklich bedeutet. Dies ist Freiheit von positiven und negativen Gedanken, Gefühlen und Empfindungen, selbst wenn sie im Verstand von Zeit zu Zeit anwesend sind.

 

Der Instinkt von Schmerz oder Wut hat keinen gegenteiligen Instinkt, denn er ist non-verbal und Gegensätze bestehen nur verbal. Schmerz hat einen reaktiven Instinkt, wohingegen sich der Gedanke, d.h. das Gefühl, von Schmerz oder Wut derartig weiter entwickelt hat, dass es ein Gegenteil besitzt; das Gegenteil von Schmerz ist Wohlbefinden und das Gegenteil von Wut ist Frieden, im menschlichen Verstand. Der konditionierte Verstand, der um die Gegenteile weiß, zieht die Sonnenseite des Lebens vor, welche in Wirklichkeit die Sonnenseite des Verstandes und nicht des Lebens ist. Daher hält man einen Zustand, der sich durch die Abwesenheit von verbalen, d.h. dualen, Gedanken und Gefühlen auszeichnet, für spirituell oder ein Zeichen von Erleuchtung. Allerdings bedeutet die Abwesenheit von verbalen Gedanken nicht, dass der Mensch spirituell ist oder einen erleuchteten Zustand. Es bedeutet einfach nur, dass Worte seinem Verstand in diesen Zeiten nicht geschehen, als Schutz-Phänomen des Lebens. Und wenn man glaubt, dass die Abwesenheit von Gedanken oder die Anwesenheit von positiven Gedanken vom Menschen hervorgebracht werden kann, muss man verstehen, dass dies unmöglich ist.

 

Für den Erleuchteten sind Töne, die sich in Worte und Bedeutungen transformieren, ebenfalls Phänomene der Natur: Worte sind Ton und genauso real wie Vogelgesang, d.h. sowohl Worte als auch Bedeutungen sind illusionär und nicht real. Und am Wichtigsten ist, dass selbst ein Erleuchteter nicht in der Lage ist, einen gedankenfreien Zustand (Abwesenheit von Gedanken) oder positive Gefühle zu bewirken. Gedanken müssen als illusionär verstanden werden, anstatt des Versuchs, sie zu vermeiden oder zu verändern, was ohnehin nicht möglich ist, sonst könnte jeder seine Gedanken anhalten oder ändern, wann immer er wollte, doch das ist nicht der Fall. Der Mensch bringt Gedankenfreiheit (Abwesenheit von Gedanken) nicht zustande. Gedankenfreiheit herrscht manchmal, ob er er mag oder nicht. Allerdings lässt ihn die Präzision von Gedanken planenden Gedanken, die im menschlichen Verstand spontan, unkontrollierbar und nicht vorhersagbar geschieht, glauben, dass er der Denkende ist, wobei es sich hier um eine geschickte Täuschung handelt.

 

Was Gedankenfreiheit in dem Sinne, wie es die Erleuchteten verkündeten, bedeutet, wurde weitgehend missverstanden. Weder die Psychologen, die glauben, negative in positive Gefühle verwandeln zu können, noch die Spirituellen, die glauben, dass Gedankenfreiheit die Abwesenheit von Gedanken bedeutet, haben ein klares Verständnis des Lebens, wie es von den erleuchteten Weisen seit Urzeiten verkündet wurde. Sie haben verkündet, dass die Welt, der Mensch und sein Verstand illusionär und nicht real sind und das Leben zeitlos und gedankenfrei ist. Das Verständnis, dass Gedanken und Gefühle, sowie instinktive Empfindungen und Wahrnehmungen im Leben illusionär sind, ist Gedankenfreiheit. Gedanken sind gleichzeitig anwesend und abwesend als zwei Seiten einer Medaille, das heißt, illusionär auf einer Seite (Leben) und als real erscheinend, obwohl nicht real, auf der anderen Seite (Verstand); sie sind Teil der Natur und unterliegen nicht der Kontrolle des Menschen.

 

 

© Copyright 2014 Marcus Stegmaier, M.A.

 

 

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